Was ist Schlafparalyse?
Die Schlafparalyse ist eine Schlafstörung, die man kennt und erkennt, die aber dennoch für Wissenschaftler ziemlich rätselhaft bleibt. Obwohl sie ein Symptom der Narkolepsie sein kann, kann die Schlafparalyse auch isoliert und wiederkehrend auftreten, das heißt, sie kann jeden treffen, sogar Personen, die an keiner anderen Schlafstörung leiden. Vielleicht liegt hier das Geheimnis dieser Parasomnie: Jeder kann damit konfrontiert werden! Aber was weiß man wirklich über die Schlafparalyse? Warum kann diese Schlafstörung zum Albtraum werden? Hier einige Antworten!
Wie kann man die Schlafparalyse definieren?
Es handelt sich um eine Schlafstörung, die durch eine Bewegungsunfähigkeit gekennzeichnet ist. Man ist sich seines Zustands bewusst, aber die Muskelhemmung ist so stark, dass Bewegungen unmöglich sind. Die Schlafparalyse ist ein Symptom der Narkolepsie und wird als Parasomnie klassifiziert, also eine Schlafstörung, die durch eine Reihe von abnormalen und unerwünschten Verhaltens- oder psychischen Ereignissen während des Schlafs oder an der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein gekennzeichnet ist. Die wiederkehrende Schlafparalyse ist eine Parasomnie des REM-Schlafs, sie kann hypnagogisch (beim Einschlafen) oder hypnopompisch (beim Aufwachen) sein: es handelt sich um eine Anomalie des Übergangs zwischen Wachsein und Schlaf oder zwischen Schlaf und Wachsein.
Diese Weckparalyse (hypnopompisch) kann von auditiven und/oder visuellen Halluzinationen begleitet sein, was sie noch beängstigender, ja traumatischer macht. Die Kombination aus Halluzinationen und Muskelhypotonie (Muskeltonusverlust) im Bewusstseinszustand führt manchmal dazu, dass das betroffene Individuum in einen solchen Zustand von Angst und Hilflosigkeit gerät, dass die Schlafparalyse mystische Interpretationen hervorruft, weit über die Wissenschaft hinaus! Neben Dämonen und anderen bösen Geistern wurde dieses manchmal furchterregende Phänomen vom Schriftsteller Guy de Maupassant in seiner berühmten fantastischen Erzählung „Le Horla“ beschrieben, der wohl selbst unter Episoden von Schlafparalyse litt: „Ich spüre genau, dass ich liege und schlafe... Ich fühle es und sehe es... und ich spüre auch, dass sich jemand mir nähert, mich ansieht, mich betastet, auf mein Bett steigt, sich auf meine Brust kniet, meinen Hals mit den Händen nimmt und drückt... drückt... mit aller Kraft, um mich zu erwürgen. Ich wehre mich, gefesselt durch diese schreckliche Hilflosigkeit, die uns in den Träumen lähmt; ich will schreien, ich kann nicht.“ Das ist eine perfekte Beschreibung dieses traumatischen Geheimnisses!

Einige Zahlen zur Schlafparalyse
Trotz der wenigen verfügbaren Daten zur Quantifizierung der Prävalenz der Schlafparalyse haben Dr. Brian A. Sharpless und seine Kollegen der Universitäten Pennsylvania und Penn State in den USA Daten aus über 30 Studien mit mehr als 35.000 Personen zusammengeführt, um die Häufigkeit dieser Störung zu ermitteln. Diese Analyse aus dem Jahr 20111 zeigt, dass fast 8 % der Bevölkerung mindestens einmal im Leben eine Episode von Schlafparalyse erlebt haben oder erleben werden. Diese Zahl steigt auf fast 35 % bei Personen mit diagnostizierten psychiatrischen Störungen (posttraumatischer Stress, Panikattacken usw.).
Eine weitere epidemiologische Studie von 19992, durchgeführt an einer Stichprobe von 8085 europäischen Probanden im Alter von 15 bis 99 Jahren, zeigt folgende Daten zur Prävalenz der Schlafparalyse:
- 6,2 % der Teilnehmer hatten mindestens eine Episode von Schlafparalyse im Laufe ihres Lebens
- 1,4 % der Teilnehmer hatten eine moderate Schlafparalyse (mindestens eine Episode pro Monat)
- 0,8 % der Teilnehmer hatten eine schwere Schlafparalyse (mindestens eine Episode pro Woche)
Was sind die Ursachen der Schlafparalyse?
Wissenschaftlich gesehen ist es bisher schwierig, die genauen Ursachen der Schlafparalyse zu bestimmen. Dennoch deuten Überschneidungen verschiedener Studien darauf hin, dass es gemeinsame Faktoren bei den Betroffenen dieser Schlafstörung gibt. Eine Studie3 zeigt klar, dass schlechte Schlafqualität regelmäßig mit Schlafparalyse in Verbindung gebracht wird. Außerdem wurden weitere Faktoren4 zur Erklärung genannt:
- Müdigkeit, schlechte Schlafqualität, Schlaflosigkeit
- Angst
- posttraumatischer Stress, Depression
- plötzliche Änderung des Lebensstils (neuer Job, Trauer, Wohnumfeldwechsel…)
- Leiden an Narkolepsie
Man stellt also fest, dass Personen mit Schlafstörungen (Schlaflosigkeit, Narkolepsie) nicht stärker gefährdet sind als andere, obwohl Personen mit diagnostizierten Verhaltensstörungen eher zu Episoden von Schlafparalyse neigen.
Wie äußert sich die Schlafparalyse?
Während der Phase des REM-Schlafs befindet sich unser Körper in einem Zustand der Lähmung, der als „muskelatonie“ bezeichnet wird. Diese Muskelatonie wird vom Gehirn ausgelöst, um den Körper während des Schlafs vor Verletzungen zu schützen. Sie ist so programmiert, dass sie beim Aufwachen von selbst endet. Die Episode der Schlafparalyse entsteht jedoch dadurch, dass das Aufwachen während einer REM-Schlafphase erfolgt, in der die Gehirnaktivität hoch ist, aber keine Kommunikation zwischen Muskeln und Gehirn stattfindet. Man befindet sich also im Wachzustand, ist aber unfähig, die Muskeln zu bewegen, da das Gehirn noch im „muskelatonie“-Modus ist.
Obwohl die Schlafparalyse an sich nicht gefährlich für die Gesundheit oder den Körper ist, kann sie in ihrer extremsten Form sehr traumatisch sein, wenn sie von besonders beängstigenden Halluzinationen begleitet wird. Die Erfahrung der Körperlähmung verwandelt sich dann in einen Wachalbtraum. Die psychischen Folgen dieses Traumas können je nach Person unterschiedlich stark sein. Einige Berichte von Personen, die Episoden von Schlafparalyse erlebt haben5 sind sehr eindrücklich und hinterlassen Eindruck, sie liefern sogar Ideen für Filmszenarien! Ein eindrucksvoller Dokumentarfilm, „The Nightmare6“, wurde von Rodney Ascher gedreht, der selbst unter Schlafparalyse-Episoden leidet. Statt die furchterregende Seite dieser Parasomnie zu übertreiben, zeigt er eine vielleicht realistischere und objektivere Sichtweise anhand verschiedener Zeugnisse.
Man kann die Schlafparalyse tatsächlich als „Weckparalyse“ bezeichnen, wenn sie hypnopompisch ist.
Hier sind die Hauptsymptome der Schlafparalyse, die verschiedene Studien7 erfasst haben:
- Bewegungsunfähigkeit
- Gefühl des Wachseins
- Gefühl des Erstickens, Eindruck, ein Gewicht auf der Brust zu spüren
- auditive Halluzinationen, visuelle Halluzinationen

Wie kann man die Schlafparalyse diagnostizieren?
Die Diagnose der Schlafparalyse basiert auf klinischen Zeichen, die von den Betroffenen während der verschiedenen Episoden berichtet werden. Eine ärztliche Konsultation ist notwendig, um die medizinische Vorgeschichte zu bewerten und verschiedene Störungen zu identifizieren, die mit der Schlafparalyse verbunden sein können: Verhaltensstörungen, emotionaler Schock, Schlafstörungen oder Angstzustände. Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit oder Narkolepsie sind zu berücksichtigen. Eine Überwachung der Schlafphasen mittels Polysomnographie ermöglicht die Erfassung der elektrischen Aktivität in den Muskeln und somit die Charakterisierung der Schlafparalyse durch die Feststellung eines niedrigen Niveaus dieser elektrischen Aktivität.
So könnten laut einigen Studien8 die Schlafqualität und damit verbundene Störungen (Schlaflosigkeit, Narkolepsie, Müdigkeitszustand, Albträume) sowie einige Verhaltensstörungen die Diagnose der Schlafparalyse ermöglichen.
Wie kann man die Schlafparalyse behandeln?
Es gibt keine spezifische Behandlung für die Schlafparalyse. Man kann jedoch versuchen, einen Teil der vermuteten Ursachen dieses Phänomens zu behandeln9, nämlich:
- die Schlafqualität verbessern, indem man zu festen Zeiten ins Bett geht und Schlafentzug möglichst vermeidet
- Stress- und Angstquellen bekämpfen (zum Beispiel durch Entspannungstechniken)
- Verschreibung von Antidepressiva zur Begrenzung der Episoden von Schlafparalyse, besonders bei assoziierter Narkolepsie
Die Schlafparalyse ist nicht gefährlich für die körperliche Unversehrtheit der Betroffenen. Dennoch bleibt sie für die Mehrheit der Betroffenen stressig und beängstigend, da sie den Bewusstseinszustand mit der verursachten Lähmung verbindet, ganz zu schweigen von möglichen Halluzinationen. Während sie jeden bei wiederkehrender isolierter Schlafparalyse treffen kann, ist die mit Narkolepsie assoziierte Form schwerwiegender.
Um das Thema Schlafparalyse abzurunden, hier ein Link zu einem Ted-Video („Die Schrecken der Schlafparalyse“ von Ami Angelowicz), das dieses überraschende und geheimnisvolle Phänomen sehr gut veranschaulicht!
Quellen :
[1] Lifetime prevalence rates of sleep paralysis: A systematic review, Brian A. Sharpless, Jacques P. Barber, “Sleep Medicine Reviews”, Oktober 2011 [2] Prevalence and pathologic associations of sleep paralysis in the general population , M.M. Ohayon, J. Zulley et al, “Neurology”, April 1999 [3] Relationships between sleep paralysis and sleep quality: current insights, Dan Denis, “Nature and Science of Sleep”, November 2018 [4] What You Should Know About Sleep Paralysis, Seite „SleepFundation“, 2020 [5] L'expérience effrayante de la paralysie du sommeil, le cauchemar éveillé, Seite „rtbf.be“, 2018 [6] The Nightmare, official trailer, Ausschnitt aus dem Dokumentarfilm, Seite „Youtube“, 2015 [7] Isolated sleep paralysis, N.S. Sawant, S.R. Parkar et al, “Indian Journal of Psychiatry”, Oktober-Dezember 2005 [8] Relationships between sleep paralysis and sleep quality: current insights, Dan Denis, “Nature and Science of Sleep”, November 2018 [9] Troubles du sommeil de l’enfant et de l’adulte, Seite „Collège des Enseignants de Neurologie“, 2020